«Children of the Bible» – Ein äthiopischer Rapper in Israel
Die Beta Israel – äthiopische Juden – machen annähernd zwei Prozent der israelischen Bevölkerung aus. Viele von ihnen fühlen sich ausgegrenzt. Der Film folgt dem israelisch-äthiopischen Rapper Jeremy Cool Habasch auf der Suche nach seinen Wurzeln nach Äthiopien. Er erzählt die Geschichten seiner Landsleute und nimmt uns mit bei seinem Kampf für mehr Rechte für die jüdisch-äthiopische Gemeinschaft. Einblicke in ein weniger bekanntes Israel.
Die Juden Äthiopiens – die Beta Israel – lebten bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts isoliert von der jüdischen Welt und führten in den letzten paar hundert Jahren in Äthiopien als verachtete Kaste eine zum Teil prekäre Existenz. Nachdem Beta Israel vom israelischen Oberrabinat als Dan – einer der zwölf israelitischen Stämme aus der Bibel – anerkannt wurden, brachte die israelische Regierung sie in den 1980er und 1990er Jahren in zwei spektakulären Mossad-Operationen («Operation Moses» und «Operation Salomon») nach Israel.
Heute leben in etwa 135.000 Israelis mit Beta-Israel-Herkunft im Land, was Israel neben den USA zur zweitgrössten äthiopischen Diaspora auf der Welt macht. Schaut man die Statistiken genauer an, ist ihr Anteil mit annähernd 2% an der israelischen Bevölkerung viel grösser als in den USA, wo die äthiopische Diaspora eine verschwindend kleine Minderheit darstellt (0.1%). Dies hat sich in den verschiedensten Sphären der israelischen Gesellschaft bemerkbar gemacht, sei es in der Armee, im Staatsdienst, in der Politik, an den Universitäten, und auch in der Präsenz äthiopischer Musiker in der israelischen Musikszene. Auch wenn die Integration äthiopischer Einwanderer von den israelischen Behörden immer wieder als Erfolgsgeschichte dargestellt wird, fühlen sich viele Beta Israel von der Mehrheitsgesellschaft ausgegrenzt. Für viele israelische Jugendliche äthiopischen Ursprungs öffnet sich zusätzlich eine Kluft: Die Generation ihrer Eltern kann sich oft nur schlecht auf Hebräisch verständigen, sie hingegen sprechen kaum Amharisch oder Tigrinya.
Es gibt eine ganze Reihe von äthiopischen Rappern in Israel, die sich über Israel hinaus einen Namen gemacht haben (z.B. Aksum oder auch Kalkidan). Aber in den äthiopischen Einwanderungsquartieren von Kiryat Malachi, Netanya, Rechovot, Aschdod oder Petach Tikva, gibt es noch viele bei uns unbekannte Gruppen und Formationen zu entdecken, wie etwa Bazzi-B, K.G.C., Damaka Ascher, Black Boy oder die noch sehr jungen Anschei Esch Kolot.
Der Dokumentarfilm Children of the Bible erzählt die Lebensgeschichte von Jeremy Cool Habasch. Jeremy ist ein jüdischer Rapper um die 40, der in Äthiopien geboren wurde. Mitte der 1980er, als Jeremy acht Jahre alt war, kam er mit seiner Familie nach Israel.
Gebannt lauschen im Film die Kinder von Jeremys Grossfamilie, die um ihn versammelt sind, den Erzählungen von einem zwei Jahre dauernden beschwerlichen Exodus einer äthiopischen Familie ins Gelobte Land – von den ca. 11'000 Beta Israel, die sich damals auf den Weg von Äthiopien in die Sudanesischen Flüchtlingslager machten, sollen um die 4'000 umgekommen sein. Nur knapp entkam auch der kränkliche Jeremy dem fast sicheren Tod auf der Reise.
Abrupt wechselt die Szene und man landet mitten im Gewusel eines Hip Hop-Konzertes in Israel. Jeremy tritt vor einem äthiopischen Publikum auf und rappt vom Stolz auf seine äthiopischen Wurzeln. So lange hätten sie sich nach dem Heiligen Land gesehnt. Endlich seien sie angekommen.
Heute erscheint vielen Beta Israel-Jugendliche in Israel der afro-amerikanische Hip Hop viel attraktiver als die traditionelle Beta Israel Musik oder israelische Musikrichtungen. Damit über diese Begeisterung für die global zirkulierende Musik aber die eigenen Wurzeln nicht zu sehr verloren gehen, setzt Jeremy Cool Habasch auf das zeitgemässe Sprachrohr Hip-Hop: mit seinen Texten will er die Jugendlichen in ihrer Beta Israel-Identität stärken.
Äthiopischer Rap in Israel
1. Aksum – «What About the Money»
Video not available anymore.
2. K.G.C.
3. Anschei Esch Kolot
4. Kalkidan
5. K.G.C - Bazzi B
Biography
Published on January 08, 2013
Last updated on April 30, 2024
Topics
A form of attachement beyond categories like home or nation but to people, feelings, or sounds across the globe.
Does the global appropriation of kuduro exploit or reshape the identity of Angolans? How are «local» music genres like guayla sustained outside of Eritrea?
How does Syrian death metal sound in the midst of the civil war? Where is the border between political aesthetization and inappropriate exploitation of death?
From Korean visual kei to Brazilian rasterinha, or the dangers of suddenly rising to fame at a young age.