Bei Superterz prallen freie Improvisationen, Beats und Cuts, Krachgewitter und dissonante Soundflächen wild aufeinander. Die Musik ist kaum verortbar. Ravi und Marcel Vaid vom Zürcher Langzeitkollektiv erzählen Norient warum.
Superterz klinge wie ein Strassenmarkt in Delhi, schrieb ein Journalist. In seinem Satz steckt alles drin, wofür das Zürcher Kollektiv nicht stehen mag: Zwar sucht Superterz die Vielfalt der Klänge und Rhythmen. Brüche, Kehrtwenden, Überlagerungen und Verdrängungen sind akustischer Alltag – ob die Musik darum aber wie Delhi klingt? Ravi und Marcel Vaid haben einen indischen Vater und eine ostdeutsche Mutter, aufgewachsen sind sie in Zürich. Die Assoziation «Strassenmarkt Delhi» könnte also suggerieren: Die beiden trügen Chaos und Klangvielfalt Indiens in ihren Genen – ein wahrlich naiver, romantischer, vielleicht gar rassistischer Kurzschluss. Die Metapher «Delhi» stört Superterz jedoch nicht bloss darum. Würden Superterz mit Feldaufnahmen vom Markt in Delhi arbeiten, so würden sie die aufgenommenen Geräusche bis zur Unkenntlichkeit verfremden wollen.
Superterz will abseits jeglicher Kontexte musizieren – das wiederum mag ein unerreichbares Wunschziel sein, spannend und relevant ist der Ansatz aber ganz gewiss. Arbeitet Superterz mit Gastmusikern – und das ist sehr oft so – so soll der Gastgitarrist keine Bluesgitarre oder keine Rockriffs spielen. Ein indischer Sitar-Spieler dürfte konsequenterweise nicht nach indischer Musik klingen. Das allerdings sei schwierig, betonen die beiden Brüder im Interview: «Eine Sitar klingt nun mal nach Indien!» Darum arbeiteten Superterz bislang nie mit einem Sitar-Virtuosen zusammen – und werden das vielleicht auch nie tun. Die aufstrebende Schweizer Popmusikerin Sophie Hunger schliesslich war den beiden zu klar einem Genre zuortbar.
In der Musik von Superterz sollen Herkünfte, Originale und Inspirationsquellen nicht direkt erkennbar sein. Das ist akusmatische Musik im wahrsten Sinne. Superterz verortet ihre Akusmatik aber nicht ausschliesslich in der Musique Concrète oder der Zeitgenössischen Musik, sondern mindestens ebenso stark in der Frei Improvisierten Musik. Seit den 1990er Jahren stehen bei Superterz zudem elektronische Sequenzer im Zentrum. Und immer ist auch ein Schlagzeuger mit dabei – zur Zeit ist das der Zürcher Simon Berz (siehe Podcast auf Norient). Eine Musik zum Hinhören!