Bamako im März. Jay Rutledge vom Münchner Label Outhere Records hat soeben im Hotel Mandé eingecheckt. In zwölf Tagen will er in der Hauptstadt Malis die Release-Party von «Segu Blue» feiern, des Debütalbums des Lautenspieler Bassekou Kouyate und seines Ensembles Ngoni Ba. Kouyate ist ein Griot, einer jener Barden, die in Westafrika gegen Lohn ihren Auftraggeber besingen. Jay Rutledge ist ein Labelchef, der mit Weltmusik Geld verdienen will. Doch verträgt sich ein traditionelles System wie jenes der Griots überhaupt mit dem europäischen Musikmarkt? Und wer profitiert wirklich von dieser Verbindung?
Am Niger-Fluss herrscht Stille. Nur eine Mücke surrt und ein paar Muezzine rufen leise zum Morgengebet. Plötzlich springt ein Generator an. Der Swimmingpool des Hotel Mandé wird frisch aufgefüllt, dazu braucht es Strom. Hier – an den «Hotel-Mandé-Sessions» – hat Ali Farka Touré, zweifacher Grammy-Award-Gewinner seine letzten CDs eingespielt. Jetzt, ein Jahr nach seinem Krebstod, wollen seine treuesten Fans an den Gedenkfeierlichkeiten teilnehmen: Andrea und Chris aus Boston mit ihrer 77-jährigen Mutter, der spanische Journalist Carlos, und ein paar andere, die in Ali Farka Touré stets den Übervater des malischen Blues gesehen haben; er selbst konnte damit nicht viel anfangen. Doch solche Einwände zählen hier nicht: Man trifft sich auf der Terrasse beim Frühstück und später zum Mali-Blues am Pool.
Ein paar Saiten von Chris
«Ich habe Ali Farka Touré in New Orleans live gesehen. Seine Musik hat mein Leben verändert», erzählt Andrea. Seither ist sie für internationale Organisationen in Afrika tätig, und wenn immer möglich spielt sie ihre akustische Bassgitarre zusammen mit einheimischen Musikern. So wie jetzt am Pool des Hotels Mandé: Stunde für Stunde, Tag für Tag, begleitet von ihrem Bruder Chris, auch er ein Hobbygitarrist. Immer mehr malische Musiker tauchen auf und nehmen auf den Liegestühlen der beiden Platz. «Ali Farka war ein grosser Musiker und Mann. Hast du ihn auch gekannt?», schwärmen sie und spielen auf Gitarren und Kora-Harfen seine Musik. Eine Musik, die noch 1999 auf der CD «Niafunké» mit majestätischer Gelassenheit und funkelnden Einfällen begeisterte, später aber derart von Blues-Klischees strotzte, als wollte sie alle Bluesfans der westlichen Welt auf einmal anlocken. Irgendwie ist das ja auch gelungen: Der Mythos des Wüsten- und Savannenstaates als Geburtstätte des Blues lockt seit Jahren Musikerinnen und Produzenten nach Mali. Ausser Andrea und Chris reisen Stars wie Dee Dee Bridgewater, Damon Albarn von der Rockgruppe Blur oder Stefan Eicher nach Mali, um mit lokalen Musikern zu jammen. Von Chris erhalten sie am Ende jeder Session neue Gitarrensaiten; bei den Profis lockt gar ein Plattenvertrag. Umgekehrt sind malische Musiker auf dem Markt der Weltmusik überdurchschnittlich gut vertreten: Toumani Diabaté, Habib Koite, neuerdings Tinariwen und viele andere.
Auch der Produzent Jay Rutledge hat es sich auf einem Liegestuhl im Schatten bequem gemacht. Mit einem Lächeln auf den Lippen beobachtet er die Gesellschaft am Pool, die ihre Faszination für Afrika ausleben will. Der Ethnologe hatte einige afrikanische Länder bereist, bei Musikern gelebt und ist heute um einige Visionen ärmer. «Ich habe mich mit meiner Rolle als weisser Plattenproduzent abgefunden. Freundschaften mit Musikern sollten immer auch Zweckbeziehungen sein. Es ist niemandem gedient, wenn die Plattenfirma Pleite geht.» Heute suche er nicht mehr krampfhaft nach Nähe zu den afrikanischen Musikern. Bislang lizenzierte Rutledge ausschliesslich urbane Populärmusik wie Rap und Kwaito aus den Metropolen Afrikas. Damit wollte er das verbreitete Bild eines extrem traditionellen Kontinents zurecht zu rücken. «Segu Blue» ist das erste traditionellere Album seines Labels. «Wichtiger als die Wahl des Stils ist mir, die Musik in ihren lokalen und globalen Kontext einzuordnen», sagt der 38-Jährige. «Kouyate ist auch ein moderner Zeitgenosse mit Handy, der seine Hochzeit mit nicht-alkoholischen Drinks am Pool des Luxustempels Hôtel De l’Amitié feiert, der von Ghaddafi gesponsert wurde.»
Überlieferer der Geschichte
«Di bi de, di bi de, di bi de»: Ein endlos kreisender Refrain und billige Synthesizer-Sounds stören am Sonntag die morgendliche Ruhe. Am Pool dreht eine Popsängerin ihren neuesten Videoclip. Junge Beaus mit gestählten Körpern tanzen à la Michael Jackson. Andrea und Chris brunchen derweil auf der Hotelterrasse zur Musik der traditionellen Sonntagscombo. Im Hintergrund liegt der Niger mit seinen grünen, schwimmenden Inselchen. Bassekou Kouyate ist auf Besuch. Er ist in einem kleinen Dorf am Niger aufgewachsen, in der Nähe von Segu. Er stamme aus der ältesten Griot-Musikerfamilie Malis, erzählt er und wägt dabei jedes Wort ab: «Der grosse ‹Vieux Lion› – Bazoumana Sissoko – war mein Grossvater.» Sissokos Platten werden in Europa als Raritäten gehandelt. «Der ‹Alte Löwe› war blind. Aber er hat für alle Präsidenten Malis gespielt. Wenn er im Radio kam, stand der Verkehr still – alle hörten zu. Er fürchtete sich vor niemandem und log nie. So sind sie, die Griots!»
Wie sein Grossvater überliefert auch Kouyate in seiner Musik die Legenden des Bambara-Reiches von Segu (1712 – 1861) – einem der grossen Königreiche im vorkolonialen Mali. Als er spontan ein Ständchen gibt, erklingen die Unterschiede indessen deutlich. Sissoko singt auf seinen Platten mit heiserer Stimme und grösster rhythmischer Freiheit und begleitet sich auf einer erdigen, verstimmten Ngoni-Laute. Kouyate hingegen phrasiert klar strukturiert über einem steten Tempo. Seine Ngoni klingt dank modernen Saiten kristallklar und prägnant. Beim Grossvater steht der Gesang im Vordergrund, beim Enkel eher das Instrument.
Am frühen Nachmittag steigt Ami Sacko, Kouyates Ehefrau, vor dem Hotel Mandé aus einem Taxi: Der Kontrast zwischen ihrem leuchtend blauen Kleid und dem staubigen Wagen könnte grösser kaum sein. Die Griot-Sängerin hat sich für eine Taufe schick gemacht. In ganz Westafrika sind die Griots einerseits die Überlieferer der Geschichte, andererseits besingen sie ihre vermögenden Patrons. Gegen Entgelt verleihen sie ihnen mit ihren Gesängen Prestige und Ansehen. Auf einer holprigen Fahrt über die nicht geteerten Strassen Bamakos erzählt Sacko, dass manche Griots heute einen schlechten Ruf hätten, weil sie unaufgefordert an Festen zum Singen auftauchten und so den Gästen Geld abnötigten.
Nicht so Ami Sacko. Die Taufe, zu der sie geladen ist, findet im Innenhof eines grossen Hauses statt. Etwa hundert bunt gekleidete Frauen warten auf Plastikstühlen auf den Beginn der Zeremonie. Die Griot-Konkurrenz ist bereits da – «einige uneingeladen», flüstert Sacko. Mit zwei Mitstreiterinnen singt sie schliesslich mehrere Stunden lang um die Wette. Das Mikrofon wandert hin und her, und die Mini-Lautsprecher verwandeln die kräftigen Frauenstimmen in übersteuertes Geschrei. Sacko improvisiert: Ein paar Verse auf das Taufkind, ein paar auf die Kleiderpracht der Mutter. Sie kriegt Geldschein um Geldschein zugesteckt.
Doch noch ein furioses Solo
Am selben Abend tritt Sacko mit ihrem Mann an einem der Gedenkkonzerte für Ali Farka Touré auf. Ein Zeremonienmeister macht die Zuschauer auf die totale Mondfinsternis am Himmel aufmerksam. Er wertet sie als Zeichen – schliesslich hiess Tourés zweites Grammy-Album «In the Heart of the Moon». Später preist der Griot die Mutter von Chris und Andrea, die in ihrem hohen Alter den beschwerlichen Weg von den USA nach Afrika auf sich genommen habe, nur um Ali Farka nahe zu sein.
Backstage wird derweil heftig diskutiert. Die ehemaligen Mitmusiker von Touré sind sich uneinig, ob sie übermorgen für ein weiteres Gedenk-Konzert in dessen Heimatdorf Niafunké aufbrechen sollen. Eigentlich hat keiner Lust, zwölf Stunden in einem unklimatisierten Auto in den «Busch» zu fahren und dann noch einen ganz Tag auf einem wackeligen Niger-Schiff zu verbringen. Im Gegensatz zu den Einheimischen freut sich der spanische Journalist Carlos auf das Abenteuer. Und Kouyate muss wohl oder übel nach Niafunké, weil dort ein wichtiger Patron von ihm wohnt. «Ich darf es mir mit ihm nicht verscherzen». Für die Reise will er den Privatjet eines Ministers organisieren – Griots haben gute Beziehungen.
Nach einem Gitarristen, der seine Soli in Hendrix-Manier mit den Zähnen spielt, treten Kouyate, Sacko und das Ensemble Ngoni Ba auf die Bühne. Das Konzert misslingt. Es pfeift aus den Lautsprechern, wie meistens, wenn man leise Instrumente zu laut verstärken will. Erst am Schluss kann Kouyate seinen Frust doch noch in ein furioses Solo umsetzen und so Werbung für die bevorstehende Plattentaufe machen.
Der Weltmusik-Markt ist längst nicht mehr nur eine Oase für Fernweh-Romantiker, sondern ein knapp kalkuliertes Geschäft. «Ich dachte, man macht eine Platte, alle finden sie gut und sie läuft. So ist es aber nicht», sagt der Münchner Jay Rutledge: «Du wirst quasi gezwungen, zu investieren.» Bei HMV, der grössten britischen CD-Ladenkette, musste Rutledge 500 britische Pfund dafür zahlen, dass «Segu Blue» sichtbar im Weltmusik-Abteil platziert wird.
Amazon funktioniert ähnlich. «Wenn ich die CD wirklich verkaufen wolle, müsse ich ein paar hundert Euros springen lassen, was ich letztlich widerwillig tat», erzählt Rutledge. Jetzt werde die CD via E-Mail bei allen bisherigen Käufern malischer Musik als Kauftipp angepriesen. Und als britische Zeitungen und Magazine über Kouyate berichten wollten, musste Rutledge musste den Malier nach London fliegen, damit die Journalisten mit ihm sprechen konnten. Für grosse Firmen sind solche Aufwendungen ein Klacks, für ein Zwei-Mann-Label sind sie riesig. «Wir müssen immer mehr einnehmen, um den Break-Even zu erreichen», sagt Rutledge.
Unrealistische Vorstellungen
Ein paar Tage später besucht Rutledge seinen alten Freund Philippe Berthier, den Besitzer der Musikproduktions- und Vertriebsfirma Mali K7. Hier soll «Segu Blue» in Mali erscheinen, Rutledge will sich mit Outhere Records auf den Weltmarkt konzentrieren. Vom Deal mit Mali K7 erhofft sich der Deutsche, dass Berthier gegen die Raubkopiererei in Schach hält und damit die illegalen CD-Exporte nach Europa beschränkt bleiben. Berthier sagt, mehr als Schadensbegrenzung sei im Kampf gegen die Piraterie nicht möglich. Zudem gebe es auch in Europa illegale Presswerke, die CDs für die Migrantengemeinden produzierten.
Am Abend trifft sich Rutledge in einer Pizzeria mit seiner Vertrauensperson: Violet Diallo. Im Innenhof des Restaurants spriessen wunderschöne Pflanzen – selbst die Engländerin, die seit 25 Jahren in Bamako lebt, will sich ab und zu in dieser teuren Oase für Touristen vom malischen Alltagsstress erholen. In Mali sind viele Musiker Analphabeten, Diallo hilft ihnen, Verträge auszufüllen, Anträge zu stellen und Flüge zu buchen. «Viele Interpreten fühlen sich im Ausland ausgenutzt und manchmal auch schlecht behandelt. Oft haben sie aber einfach unrealistische Vorstellungen. Ich versuche, zwischen Europäern und Afrikanern zu vermitteln.»
Rutledge vermutet, dass die europäischen Produzenten fairer mit den afrikanischen Musikern umgehen als die afrikanischen Bandleader mit ihren Mitmusikern. «Die Liste der afrikanischen Stars, die ihre Musiker nicht korrekt bezahlen, ist erstaunlich lang», bestätigt Diallo. Normalerweise erhalte die Nummer Eins des Ensembles vom Labelchef eine Summe, die den andern unbekannt sei. Oft verteile er sie ungerecht zwischen sich und seinen Kollegen. «Am Schluss sind alle sauer auf den Labelchef.»
Rutledge setzt demgegenüber auf Transparenz: Er macht genau ab, wieviel jeder Musiker für die CD-Produktion erhält – eine eher unübliche Arbeitsweise, die viel Geduld erfordert. Diallo weist Rutledge auf die Nöte der Bandleader hin: «Besonders diejenigen, die vom Land stammen, haben schnell einmal ihr ganzes Heimatdorf auf ihrer Türschwelle. Bassekou habe ich geraten, sein Geld in Immobilien anzulegen. Nur ja nicht flüssig sein! Bittstellern ‚Nein’ zu sagen, schadet dem Ruf.» Es ist spät geworden. In Diallos klapprigem VW Golf gehts zurück ins Hotel Mandé.
«Du hast magische Hände»
Inzwischen hat Rutledge hat das alte Segu besucht und sich von einem Dorfchef die Geschichte des ehemaligen Königreiches ausführlich erzählen lassen. Jetzt liegt der Produzent wieder am Hotel-Pool, wo ihm der Journalist Carlos von den Gedenkkonzerten für Ali Farka Touré in Niafunké erzählt. Beide schlürfen Ananassaft aus der Dose «Made in Côte d’Ivoire». «Der Trip war schön, aber anstrengend», sagt Carlos. «Und jetzt habe ich auch noch meinen Rückflug verpasst. Dafür kann ich heute Abend Bassekou Kouyate sehen.» Seine Reise wird von «World Circuit» bezahlt: auch das Label von Ali Farka Touré und dem «Buena Vista Social Club» hat in die Promotion investiert.
Der «Blonba»-Club in einem Aussenquartier von Bamako, wo die CD-Taufe von «Segu Blue» über die Bühne geht, ist gut besucht. Den Musikern merkt man die Spielfreude an. Bassekou Kouyate und sein jüngerer Bruder Oumar Barou spielen auf ihren Ngoni variantenreiche Soli. «Bassekou, du hast magische Hände. Mach deine eigenen Projekte und mische nicht einfach bloss im Griot-Markt mit» hatte Ali Farka Touré ihm einmal geraten.
Andra Kouyate auf der tieferen Ngoni-Ba und Moussa Bah auf der selbstgebauten Bass-Ngoni spielen jazzig-bluesige Phrasen. Ami Sacko, die ganz Griot bleibt und ein paar Verse auf ihren Ehemann singt, bekommt Geldscheine zugesteckt. Ali Farkas holländische Witwe inszeniert sich derweil vor der Bühne mit einem selbst-choreographierten Wüstentanz, in einer Männertracht der Tuareg. Das malische Publikum starrt sie halb amüsiert, halb entgeistert an.
Nach dem Konzert wird lange diskutiert. Über den musikalischen Weg, den die Band einschlagen will, ist man sich nicht immer einig: Einige Musiker haben am Institut National des Arts in Bamako Musik studiert, andere bleiben der Griot-Tradition verpflichtet. Andra hat seine Ideen von der malischen Exilsängerin Rokia Traoré, mit der er auf Tournee war. Traoré setzt die musikalischen Elemente Malis in avantgardistischer Weise neu zusammen und lässt ihre Musiker minutiös an Details feilen. «Traoré macht keine Griot-Musik», kritisiert Kouyate, stellt aber fest: «Sie ist Künstlerin – ein Konzept, das es bei uns so nicht gibt. Hier ist ein Musiker mit der Gesellschaft verflochten und erfüllt wichtige soziale Aufgaben.» Kouyate hat das Sagen im Ensemble: «Ich will mich weiterhin ganz in der Griot-Kultur bewegen, darin aber neue Wege ausloten», umschreibt er seine Vorstellungen.
Ein paar müssen bleiben
Bevor Jay Rutledge zurück nach Europa fliegt, treffen sich alle zum Abschlussfest in Kouyates Haus. Im Innenhof waschen Frauen Kleider, ein paar Ratten huschen vorbei. In der dunklen Küche steht Ami Sacko. Das Essen schmort in grossen Töpfen auf einem offenen Feuer am Boden – Hähnchen und Hirse, daneben Salate. Die Musiker des Ensembles Ngoni Ba unterhalten sich auf dem Dach schon wieder übers Geschäft. «Gestern haben Bassekou und ich alles durchgerechnet» gibt Rutledge bekannt: «Ein Schengen Visum kostet 90 Euro, eine Arbeitserlaubnis in England 200 Pfund, und fürs Visum nach England muss jedes Bandmitglied persönlich auf der britischen Botschaft im senegalesischen Dakar vorsprechen. Hinzu kommen die Flüge nach Europa, Hotel, Essen.»
Die geplante Europatournee wird also teuer. Und die Weltmusik-Veranstalter sind alle nicht auf Rosen gebetet. Fazit: Die Gruppe muss reduziert werden. Doch wen soll man daheim lassen? Die Diskussion ist chaotisch, das Finanzielle vermische sich mit den künstlerischen Ansprüchen, findet einer. Kouyaté scheint es nicht ganz zu behagen, dass alle mitdiskutieren dürfen. Er sagt zu Rutledge: «Ngoni Ba ist bereits vom Orchester zum Ensemble geschrumpft. Am Anfang waren wir fünfzehn. Einige wollten sofort Geld sehen. Ich sagte ihnen, dass wir zuerst arbeiten müssten, dann würden wir weitersehen. Ein paar sind daraufhin ausgestiegen. Und jetzt, nach dem internationalen Plattendeal, wollen sie alle zurück.»
Irgendwann ebben die Diskussionen ab. Kouyate beginnt zu träumen: «Eine Ngoni-Schule wäre was. Später könnte ich verschiedene Ensembles leiten und gleichzeitig auf lokalen Hochzeiten und überall in der Welt aufspielen.» Als Griot-Musiker muss er das Gleichgewicht halten zwischen seinen internationalen Ansprüchen und seiner Präsenz zuhause. Zu avantgardistisch darf seine Musik nicht klingen. Nur wenn sie in Mali und in der übrigen Welt Anklang findet, hat sich für ihn die Zusammenarbeit mit Outhere Records gelohnt. Und Rutledge? Letztlich ist er doch ein Idealist geblieben: Er hat «Segu Blue» auch deshalb herausgegeben, weil die Musik an dieser heiklen Schnittstelle von Griot-Kultur und World-Music spielt und sich daraus vieles über die Schönheiten und Widersprüche Afrikas aussagen lässt.