Samuel Riot aka Wildlife! (photo: artist)

Der die Musikwelt neu verdrahtet

Der Berner DJ und Produzent Samuel Riot ist einer der umtriebigsten Musikschaffer der Schweiz. Und er ist stets zur Stelle, wenn die Musik neue Wendungen nimmt. Ein Update.

Er ist keiner, der sich gerne in den Vordergrund drängt, doch wenn die Stadt Bern einen wahren Hipster in ihren Reihen hat, dann ist es Samuel Riot aus 3012 Bern-Länggasse. Seit Jahren tummelt er sich punktgenau dort, wo die Musik ihre buntesten Blüten treibt, in seinem Palmarès finden sich euphorische Kritiken von Journalisten der «New York Times» oder des «Rolling Stone», er ist durch die halbe Welt getourt und hat Remixe für Künstler wie The Dø, Marina & The Diamonds, Poirier oder The Very Best verfertigt.

Dabei hat alles ziemlich ruhig und gesittet begonnen, Samuel Riot war Mitglied des besten helvetischen Dancehall-Kollektivs Goldrush International und in diesem Amt praktisch jedes Wochenende im Dienste der jamaikanischen Tanzmusik unterwegs. Dann folgte das Hintersinnen. Mit dem Ergebnis, dass im Berner die Lust erwachte, Musik zu produzieren, die mehr mit sich und seinem Umfeld zu tun hat als ausschliesslich mit der Kultur eines sonnigen Eilands in der Karibik.

Eine Hommage an die Clubkultur

Unter dem Decknamen Wildlife! begann er, an eigenen Elektro-Tracks zu arbeiten, lernte in Zürich den Produzenten der jamaikanischen Elektro-Lady Terry Lynn («Kingstonlogic») kennen, begann für diese Tracks zu schreiben, wurde ihr musikalischer Gespiele und reiste mit ihr durch die Welt. Demnächst wird Terry Lynns lang ersehntes zweites Album erscheinen, bei welchem Samuel Riot nicht mehr in die Produktion, wohl aber in den Songwriting-Prozess involviert war.

Und weil Samuel Riot nicht gerne untätig ist, hat er unterdessen Zeit gefunden, eine neue Wildlife!-EP einzuspielen, deren Erscheinen am Samstag in Bern gefeiert wird. Sie heisst «Pastiche» und bietet vier ziemlich hippe Dancefloor-Tracks mit unterschiedlicher subkultureller Einfärbung. «DNO» ist ein Kuduro-flavoured Elektronika-Track, den der Berner mit dem Buraka-Som-Sistema-Kopf J-Wow gebastelt hat. Bei «Hear Dat», einem harschen Up-Tempo-Ragga-Tune stand ihm der Londoner Starproduzent Toddla T zur Seite, und «Paragon» hat er mit Daniel Haaksman komponiert, einem der Führungskräfte der Global Bass Music. Er wird an den Feierlichkeiten in Bern als DJ partizipieren.

«Die EP ist als Hommage an die differenten globalen Strömungen in der Clubmusik zu verstehen», sagt Samuel Riot. «Die Musikwelt ist in den letzten zehn Jahren derart geschrumpft, dass heute Sounds und Rhythmen aus den entlegensten Ecken verfügbar sind und fast täglich neue musikalische Hybride entstehen. Diese Entwicklung interessiert mich – sowohl als Produzent wie auch als DJ.»

Der Punk und der Dancehall

Kürzlich hat Wildlife!, so nebenbei, sein nächstes grösseres Tonwerk fertiggestellt. Es soll noch in diesem Jahr erscheinen. Darauf hat er seine alten musikalischen Vorlieben mit dem Heute verquickt und englische Punkhelden angehalten, seine Lieblings-Songs aus Jamaika einzuspielen. Andererseits haben Reggae- und Dancehall-Helden UK-Punk-Hymnen auf ihre Art interpretiert. Mit dabei sind Musiker von den UK Subs, The Boys, den Vibrators und vielen mehr. Mittendrin ein Berner namens Samuel, der gerade mal damit begonnen hat, die Musikwelt neu zu verdrahten.

Sam Riot (Wildlife!) ist auch Teil der Norient Performance Sonic Traces: From Switzerland.

Biography

Ane Hebeisen arbeitet als Musikjournalist beim Berner «Bund».

Published on June 15, 2012

Last updated on June 27, 2022

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