Busi Mhlongo.

Busi Mhlongo – Die urbane Zulu Königin

Während der Fussball WM in Südafrika, verstarb eine der grössten Sängerinnen des Landes: Busi Mhlongo. Busi Mhlongo schaffte die Verbindung zwischen traditioneller Maskanda Musik und zeitgenössischem Pop und Soul. Lange bevor das FIFA-WM Märchen geschrieben worden war, verkörperte sie als moderne selbstbewusste Zulu Frau ein urbanes, neues Südafrika.

Busisiwe Viktoria Mhlongo wuchs in Inanda in den Bergen von KwaZulu-Natal auf. Sie kam aus einer musikalischen Familie. In den 50iger Jahren war es vor allem Rock'nRoll und Jazz, der aus den Radios der weissen Südafrikaner zu hören war. Man tanzte in den Bars und Kneipen zu Songs von Elvis Presley. Hier begann auch Busi mit ihrer Stimme zu begeistern. Vor allem sang sie auf Hochzeiten, bis sie bei einem Gesangswettbewerb, mit ihrer Version von «My Boy Lollipop» die Aufmerksamkeit der Nation zum erstenmal auf sich zog. Kurz darauf wurde sie von einer portugiesischen Militär-Kappelle eingeladen, als Sängerin mit auf Tour nach Mosambik, Angola und später sogar Portugal zu kommen. Erstmals konnte sie dort ihre eigenen Songs in Zulu singen. Denn im Südafrika der damaligen Zeit waren nur englischsprachige Songs toleriert worden. Nach dieser Tour sollte sie vorerst nicht mehr nach Südafrika zurückkehren. Viele Musiker verliessen Ende der 60iger das Land, in dem die Apartheid regierte und die Diskriminierung zunahm. Busi konnte nicht mehr zurückkehren, auch nicht als ihr Ehemann ums Leben kam und beerdigt wurde. In den 70iger Jahren ging sie nach England, wo sie auf andere südafrikanische Musiker im Exil traf und mit ihnen zusammen Musik aufnahm. Zu dieser Zeit erfuhr sie, von ihrer Brustkrebs Erkrankung. Ein langer Kampf gegen die Krankheit begann, der sie Zeit ihres Lebens begleiten sollte. In den 80iger Jahren kehrte sie nach Südafrika zurück, doch der blutige Kampf und die Revolten in den Townships waren nur schwer erträglich für sie und sie verliess das Land bald wieder. Erst 1993, kurz vor dem Ende der Apartheid, kehrte sie erneut zurück und wurde in Durban, der Küstenstadt am indischen Ozean heimisch. Von hier veröffentlichte sie ihr erstes Album Babemu. Das erste Album auf dem eine Südafrikanische Sängerin Maskanda Musik machte. Bis dahin war die Musik eine Domaine von Zulu Männern gewesen, die als Minenarbeiter nach Igoli, in «die Stadt des Goldes» kamen, wie man Johannesburg auf Zulu damals nannte. Busi war ein Musterbeispiel einer emanzipierten südafrikanischen Frau. Sie war gegen polygame Ehen und setzte sich gegen die Kluft zwischen Schwarz und Weiss ein, die die Apartheid in die Gesellschaft geschlagen hatte. Für die einen war sie eine Punk Diva, die sich von Niemanden etwas vorschreiben liess, auch nicht als Kritik an ihrem Konsum von Dagga, südafrikanischem Marihuana laut wurde. Für die anderen war sie die erste traditionelle Musikerin Südafrikas, die es in den südafrikanischen Mainstream geschafft hatte. Das einzige was sie nie wollte ist, dass man sie mit ihrem Krebsleiden in Verbindung bringt.

Und das ist ihr gelungen. Eine ganze Generation junger Südafrikanischer Sängerinnen ist von ihr beeinflusst, von Thandiswa Mazwai über Simphiwe Dana, Camagwini, Siphokazi oder Zolani von Freshly Ground, alle hat sie mit ihrer Musik begeistert. Sie brachte Einflüsse von Jimi Hendrix und Prince mit Musik aus anderen Afrikanischen Ländern zusammen und vergass dabei nie ihre eigenen Wurzeln. Ihr zweites Album Urban Zulu (Melt 2000) ist für viele Südafrikaner das beste afrikanischen Alben überhaupt.

Am 15. Juni 2010 verstarb Busi Mhlongo im Alter von 62 Jahren in Durban. Ende des Jahres soll ihr viertes Album Amakholwa – The Believers postum erscheinen. Die Charts in Südafrika gehören aber schon jetzt ihr. Remix Versionen ihrer Songs, von südafrikanischen Produzenten wie Culoe de Song oder Black Coffee laufen im Radio rauf und runter. House-Produzent DJ Sumthyn Black hatte eine Woche vor ihrem Tod einen Remix von «Ubaba Wezingane» veröffentlicht. Für ihn ist ihre Musik, voll von Lebensfreude, Gesang und Tanz und einem Hauch Melancholie: «Her music will continue to inspire us as the youth of South Africa and may her legacy live forever!»

Biography

Georg Milz ist Ethnologe und als Freier Autor für Zündfunk und Funkhaus Europa tätig. Durch die Arbeit als A&R bei Outhere Records und Mitglied von Dala Dala Soundz aus München ist er Fachmann für Global Pop. Milz hat die Compilations «Ayobaness – South African House» und «Black Stars – Ghana’s Hiplife Generation» herausgebracht und Tourneen mit afrikanischen Künstlern organisiert. Demnächst erscheint seine Compilation zu urbaner Musik aus Kenya. Als Student der Ethnologie hat er über die Entstehung von Coupé Decalé zwischen Paris und der Elfenbeinküste geforscht.

Published on August 03, 2010

Last updated on August 21, 2020

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