Omri Hason mit der Rahmentrommel (photo: Heidi Jost)

Perkussives Globetrotten

Das multikulturelle Selbstverständnis des bernisch-israelischen Percussionisten Omri Hason äussert sich in seiner Musik, die improvisiert-jazzig zwischen Europa, Indien und der arabischen Welt pendelt. International unterwegs ist er mit dem Modus Quartet und seiner Band Kadim, mit der er nach zehn Jahren nun neue Sphären erkunden will.

Spricht man mit Omri Hason über seine Musik, ist oft von Brücken und musikalischem und kulturellem Dialog die Rede. Hört man sie sich an, wird schnell klar, weshalb. Omri Hason ist keiner, dem der Weg des geringsten Widerstands vorschwebt, seine Mitmusiker pflegt er sich auf der ganzen Welt zusammenzusuchen, dementsprechend schwer sind seine Projekte geografisch zu verorten.

Orientierungshilfen wie Ost und West, Nord und Süd werden aufgehoben. Da kann neben einer indischen Sängerin auch schon mal eine Geige anklingen, die im amerikanischen Country geschult scheint, oder es improvisiert in bester Jazz-Manier ein Elektropiano neben exotischer Holz-Perkussion. Es ist eine feingliedrige Musik, die von einem grossen Stilbewusstsein ihrer Urheber zeugt, aber auch dem jazzigen Draufgängertum gebührend Platz lässt.

1986 ist Omri Hason aus einem Kibbuz in Israel nach Bern migriert. Geplant war ein Besuch in der Heimat seiner Frau, die er in Israel kennen gelernt hatte. Doch irgendwie blieb er in der Schweiz hängen. «Dann brach der Golfkrieg aus und durchkreuzte unsere Pläne, nach Israel zurückzukehren», sagt Omri Hason.

Das Weltenbummeln hat der Perkussionist in der Folge in seiner Musik weitergeführt. Seine Band Kadim, die dieses Jahr den 10. Geburtstag feiert, ist ein Sammelbecken von in Europa gestrandeten Gesinnungsgenossen Hasons, Leuten, die nicht nach Authentizität dürstet oder den Anspruch nach klassischer Werktreue haben, sondern im Jonglieren mit den Stilen zu einem eigenen Ausdruck finden.

Omri Hason mit Kadim.

International gefragt

Der indische Perkussionist Ramesh Shotham etwa war ein Weggefährte des kosmopolitischen Oud-Spielers Rabih Abou-Kahlil und kooperierte mit Jazz-Hoheiten wie Steve Coleman, Charlie Mariano oder Carla Bley. Ebenfalls aus Indien stammt die Sängerin Sandhya Sanjana, sie lebt mittlerweile in Amsterdam und verleiht der Musik ihrer Heimat gerne ein jazziges Timbre. Der heimliche Star der Band ist der ungarische Jazz-Geiger Zoltan Lantos, der sich in Indien musikalisch weiterbildete und von Musikern wie Dhafer Youssef, Renaud Garcia-Fons oder Markus Stockhausen für Konzerte und Aufnahmesessions gebucht wird.

Womit wir wieder bei den musikalischen Brückenschlägen wären: «Vermutlich hat diese Offenheit gegenüber anderen Kulturen mit meiner Vita zu tun», sagt der Sohn eines spanischen Vaters und einer jemenitischen Mutter. «In Israel leben Menschen mit unterschiedlichstem kulturellem Hintergrund auf engstem Raum zusammen, für mich ist das also eher eine Normalität als etwas, worüber ich mir den Kopf zerbreche.»


Omri Hason über seine musikalischen Einflüsse (1.20')

aus einer Sendung von Theresa Beyer auf Radio RaBe 2010


Proben per mp3

Doch die Zusammenarbeit mit dieser Band aus viel beschäftigten Hochbegabten aus ganz Europa gestaltet sich rein organisatorisch nicht immer ganz einfach: «Ich schreibe die Stücke und schicke den Musikern Noten oder MP3-Dateien zu», erklärt Omri Hason, «die Feinabstimmung geschieht in kurzen Proben vor den Auftritten.» Und das Schaffen des Berners ist auch international gefragt. Mit seinem Modus Quartet (mit dem Saxofonisten Wege Wüthrich, dem Bassisten Lorenz Beyeler und dem italienischen Akkordeonisten Antonello Messina), hat er sich 2011 zum wiederholten Male auf eine Japan-Tournee begeben. 

Das Modus Quartet in Japan.

Etwas rarer sind die Auftritte mit dem Projekt Kadim, mit dem er gerade seine kleine Jubiläumstournee beendet hat. «Nach zehn Jahren habe ich grosse Lust, das Projekt in neue musikalische Gebiete zu führen», sagt Omri Hason. «Ich könnte mir vorstellen, auch mal elektronische Elemente zu integrieren.» Die Abenteuerlust ist ungebrochen.

Biography

Ane Hebeisen arbeitet als Musikjournalist beim Berner «Bund».

Published on January 23, 2012

Last updated on July 30, 2020

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